Schadholz

Schadholz, Klima und Wald

Was ist Schadholz? Jeder Waldbesitzer, Förster oder Holzarbeiter hat davon schon gehört. Wer Verantwortung für Wald und Waldarbeit trägt, muss Antworten kennen: Wie entsteht Schadholz, wann wird es zum Risiko – und was tun bei Befall?

Was versteht man unter Schadholz? – Definition, Merkmale und Bedeutung

Schadholz ist Holz, das durch Schädlinge, Wetter oder Krankheiten geschwächt oder zerstört wird. Meist geht’s um Bäume, die nicht mehr gesund sind, oft um Fichte – die in deutschen Wäldern die Mehrheit stellt. Besonders gefährlich: Wenn neben einzelnen Stämmen ganze Fichtenbestände betroffen sind.

Die Krone bricht, die Rinde platzt, oder Pilze zeigen an, dass etwas schiefläuft im Wald. Schadholzmengen sind nicht nur ein Indikator für den Zustand der Waldbestände, sie drücken direkt auf das Niveau der Holzpreise. Vor allem dann, wenn viele Bäume gleichzeitig der Holzernte zum Opfer fallen.

Schadholz unterscheidet sich klar von Totholz. Während Totholz für Biodiversität wertvoll ist, ist Schadholz oft Vorbote für kommende Schäden, ein Risiko für Unfälle und Sicherheit im Forst.

Wichtige Daten: 2024 lag der Holzeinschlag in Deutschland bei 61,2 Mio. Kubikmetern. Der Anteil Schadholz betrug 27,3 Mio. – das bedeutet knapp 45 % der gesamten Holzernte. Nebenbei: 87 % des Schadholzes stammten aus Nadelholz, allen voran der Fichte.

Ursachen und Arten der Schadholzentstehung

Schadholz hat viele Gesichter. Oder besser: viele Ursachen. Zu den wichtigsten zählen Käfer, Wind, Wärme oder auch der Mensch – etwa bei falscher Bewirtschaftung.

Biotische Schäden: Tiere, Pilze, Krankheitserreger

Borkenkäfer sind der große Name beim Schadholz. Vor allem das sogenannte Käferholz – ein Lieblingsbrutraum der Insekten – schafft es Jahr für Jahr auf Rekordwerte. 2023 waren es deutschlandweit 27 Mio. Kubikmeter allein durch Insekten, das entspricht fast 70 % des gesamten Schadholzaufkommens. Nach dem Rekord von 2020 ist das weniger, aber immer noch gewaltig.

Neben Käfern machen auch holzzerstörende Pilze und weitere Insektenarten Waldarbeitern zu schaffen. Larven fressen sich durch Stämme, schwächen die Krone, und Pilzbefall zeigt sich oft erst dann, wenn die Schäden schon groß sind.

Abiotische Schäden – Wetter und Umwelt

Nicht vergessen darf man Stürme und Trockenheit. Sturmschäden, Windwurf und sogar Schneedruck verursachen große Schadholzmengen in einzelnen Regionen – klassisch auf der Oberpfalz oder in anderen waldreichen Bereichen. Trockenperioden entziehen dem Boden Feuchtigkeit und schädigen die Bäume von der Wurzel bis zur Krone. Emissionen aus Landwirtschaft oder Industrie können das ihrige dazu tun.

Böden, die Wasser schlecht speichern, verstärken das Problem. Wird dadurch die Fichte geschwächt, steigt das Gefahrenpotential durch Schädlinge – ein echter Teufelskreis.

Tabellarische Übersicht: Ursachen und Schadbilder

UrsacheTypisches SchadbildBetroffene BaumartenAnteil Schadholz (2024)
BorkenkäferBohrlöcher, RindenfallFichte,Nadelholz61,5 %
PilzbefallStockfäule, LaubabfallBuche, Laubbaum10 %
Sturmschäden/BruchAbgebrochene KronenFichte, Laubbaum15 %
Trockenheit/HitzeVertrocknung, RissbildungFichte, Buche8 %
SchneedruckStammkrümmung, BruchFichte, Buche5 %

Schadholz sicher erkennen und bewerten

Wer Schadholz sicher erkennen will, braucht offene Augen – und ein wenig Erfahrung.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Erkennung von Schadholzbeständen

Am Anfang steht die Sichtprüfung. Achten Sie auf Risse in der Rinde, abplatzende Krone, Nadelfall, abgestorbene Äste oder dunkle Flecken. Ein Foto von verdächtigen Bäumen schadet nie.

Wenn Bruträume sichtbar sind, etwa Bohrmehl unter der Rinde, sollte genauer hingesehen werden. Und – sind Harzfluss, Pilz-Fruchtkörper oder gar hängende Kronenteile zu sehen? Dann ist die Zeit für die Aufarbeitung gekommen.

Wer auf Nummer sicher gehen will, nutzt diese Checkliste:

  • Ist die Rinde locker oder abgefallen?
  • Gibt es Bohrspuren oder Käfermehl?
  • Hängt die Krone schief oder ist sie abgebrochen?
  • Treten weiße oder gelb-braune Pilzfruchtkörper auf?
  • Ist Laubabfall oder Nadelfall ungewöhnlich stark?

Werkzeuge und technische Hilfsmittel

Zwischen klassischem Werkzeug und modernem Harvester – manchmal reichen einfache Messbänder. Wer will, kann Sensorik einsetzen, um Feuchte oder Holzqualität zu prüfen. In Teilen Deutschlands ist auch der Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkamera keine Seltenheit mehr. So lassen sich größere Bestände erfassen, Schadholzmengen gezielter bestimmen.

Konsequenzen und Risiken von unerkannter Schadholzbestände

Viele reden nur über die Aufarbeitung – aber was passiert, wenn Schadholz im Wald bleibt? Das Risiko ist nicht zu unterschätzen.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Holzpreisverfall trifft vor allem die Forstwirtschaft hart, weil Industrieholz aus Schadholz meist nur als Brennstoff oder minderwertiges Nutzholz verkauft werden kann. Der Teil, der den Preis stützt – echtes Stammholz – geht verloren, wenn Schäden zu spät erkannt werden. Das drückt die Erlöse für Waldbesitzer und Forstbetriebe auf ein niedriges Niveau.

Ökologische Folgen und Waldbestandssicherung

Nicht alles Schadholz ist Totholz, aber unaufgearbeitetes Schadholz wird schnell zur Gefahr für die Biodiversität – und für Böden im Wald. Borkenkäfer nutzen liegengebliebenen Bruch als fruchtbares Feld für den nächsten Befall. Folge: neue Käfergeneration, erneuter Schaden an benachbarten Beständen.

Sicherheits- und Haftungsrisiken

Daneben drohen Unfälle – etwa durch abbrechende Äste oder umstürzende Stämme, besonders bei der Waldarbeit. Verkehrssicherungspflicht betrifft Forstbetriebe, Waldbesitzer und – im Fall von Forstwegen – oft auch Gemeinden. Versicherungen prüfen Schadensfälle streng, wenn Risiken übersehen oder ignoriert wurden.

Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung und Prävention

Schäden am Holz – das bleibt nie ohne Gegenwehr. Aber welche Maßnahmen helfen?

Sofortmaßnahmen bei akutem Schadholzbefall

  • Zügige Fällung befallener Bäume – möglichst noch vor dem Ausschwärmen des Borkenkäfers.
  • Entfernung und ordnungsgemäße Aufarbeitung des Holzes, um neuen Brutraum zu vermeiden.
  • Bei starker Trockenheit: gezielter Rückschnitt von Beständen, Einsatz von Harvester auf tragfähigen Böden.

Langfristige Strategien zur Schadholzvermeidung

Waldbauliche Maßnahmen zahlt sich aus: Mischwald statt Monokultur, klimarobuste Baumarten wählen – Buche, Esskastanie oder Eiche. Auswahl und Verteilung der Bäume, angepasste Bewirtschaftung, und offene Bereiche für natürliche Erholung der Böden. Das reduziert Folgen bei Befall und sichert Bestände langfristig.

Fördermöglichkeiten und Ansprechpartner

Gerade in Krisenjahren hilft der Staat – Förderprogramme zur Beseitigung von Schadholz, Zuschüsse für die Aufforstung mit klimaresilienten Arten und Beratung durch Forstämter sind abrufbar. Einfache Downloads zu Anträgen finden sich auf Webseiten der Länder, Beratungsstellen gibt es in jeder Region.

Effiziente und wirtschaftliche Verwertung von Schadholz – Praktische Lösungsansätze

Schadholz muss nicht immer verbrannt werden. Wer clever ist, macht auch aus minderwertigem Holz noch Gewinn.

Verwertungskonzepte im Überblick

  1. Brennholz- und Hackschnitzelproduktion: Geeignet für beschädigte Stämme mit schwacher Krone – lokal, regional verwertbar, vor allem in der Landwirtschaft.
  2. Industrie- und Bauholz: Qualitative Einordnung streng, Säge und Sortierung selektiv nötig. Anteil für hohe Nutzung begrenzt, aber stabil.
  3. Holzverkauf und Vermarktung: Wer mit Käufer flexibel umgeht, kann auch schwächere Teile der Ernte vermarkten – etwa an Biomassewerke oder regionale Betriebe.

Wirtschaftliche Optimierung der Schadholznutzung

Arbeiten mit Säge, Sortierung und kurzer Lagerung. Wer das Holz nicht zu lange im Wald lagert, erhöht die Chance, bessere Preise zu bekommen. Integrative Nutzungsketten – von der Fällung bis zur industriellen Nutzung – bringen am Ende mehr raus.

Häufige Fragen (FAQ)

Was ist der Unterschied zwischen Schadholz und Totholz?

Totholz ist natürlicher Abbau, oft wertvoll für Tiere. Schadholz entsteht durch Schädlinge oder Umwelteinflüsse, ist Zeichen von Risiko oder Krankheit, muss meist entfernt werden.

Welche Risiken bringt Schadholz im eigenen Wald mit sich?

Unfälle, neue Schädlinge und Preisverfall beim Holz – plus Stress für Nachbarbestände. Oft auch Haftungsfragen bei Wegen, Pfaden oder Straßen.

Wann lohnt sich die Aufarbeitung von Schadholz wirtschaftlich?

Wenn Volumen und Qualität stimmen – also noch gesunde Teile vorhanden sind. Je schneller nach Befall gearbeitet wird, desto mehr lässt sich nutzen.

Welche Förderprogramme stehen Waldbesitzern bei Schadholzproblematik zur Verfügung?

Jede Region hat eigene Programme – oft zu finden als Download auf der Website der Forstämter. Förderungen für Aufforstung, Waldumbau und Schadholzentfernung sind abrufbar. Fragen Sie beim Landesbetrieb oder Ihrer Forstkammer nach Details.

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